Herr Singh, die Stadt Esslingen ist für die Einrichtung der Fahrradstraße Hindenburgstraße mit dem Landespreis Infrastruktur ausgezeichnet worden. Was ist so besonders an dieser Straße?
Wir hatten den Mut, eine durchgängige Fahrradstraße zu machen, die äußere Stadtteile mit dem Zentrum verbindet. Fahrradstraßen sind normalerweise Wohnstraßen. Die Hindenburgstraße war eine sogenannte Sammelstraße, die als Zubringer für Landes- und Bundesstraßen fungiert und parallel zu einer Landesstraße verläuft. Wir haben zwei Diagonalsperren eingerichtet, damit die Durchfahrt für den Kfz-Verkehr unterbunden wird. So haben wir dem Radverkehr Priorität eingeräumt. Früher war die Hindenburgstraße ein Unfallschwerpunkt. Jetzt ist klar: Radfahrer*innen haben Vorfahrt. Außerdem waren wir eine der ersten Städte, die auf die Musterlösungen des Landes für Fahrradstraßen zurückgegriffen hat.
Was bedeutet der Preis für Sie und Ihre Kolleg*innen?
Es ist zunächst mal ein Stück Anerkennung für unsere Arbeit. Es hat sich gelohnt, konsequent zu bleiben, trotz aller Kritik, die wir auch einstecken mussten. Für die Anwohner*innen ist es schön zu sehen dass, wir hier in Esslingen Vorbild sind. Eine Woche nach der Preisverleihung hatten wir eine Info-Veranstaltung zu den Diagonalsperren. Da hat es sehr geholfen, sagen zu können: Schaut mal, wir waren mutig und sind dafür belohnt worden.
Als Preis haben Sie eine Rad-Service-Station gewonnen. Ist schon entschieden, wo diese aufgestellt wird?
Das entscheiden wir nicht allein. Wir gehen mit Vorschlägen auf die Verbände wie den ADFC oder den VCD zu. Sie vertreten die Radfahrer*innen und wissen am besten, wo eine solche Station am meisten gebraucht wird.
Sie sind nicht nur für Rad- und Fußverkehr zuständig. Was sind die besonderen Herausforderungen für die Verwaltung, wenn es um die selbstaktiven Verkehrsmittel geht?
Radfahrer*innen und Fußgänger*innen sind besonders schutzbedürftig. Außerdem gibt es hier besondere Erwartungen von Menschen, die mit Einschränkungen mobil sind. Deshalb muss man in diesem Bereich mehr auf die Menschen zugehen und sie an Planungen beteiligen. Aber wenn es zum Beispiel um ältere Mitbürger*innen oder Kinder geht, ist das gar nicht so leicht. Zum Glück steigt das Bewusstsein in der Politik dafür, dass Fuß- und Radverkehr mehr Raum brauchen.